Abifahrt 2019, Irland

Am 11. September traten wir unsere letzte gemeinsame Klassenfahrt an. Von Coburg aus brach unser Bus, liebevoll getauft auf den Namen „Merkel“, samt der Q12 und den Lehrern Frau Geus, Frau Götz, Herr Freytag und Herr Dehler in Richtung Irland auf.
An diesem Morgen hatte noch keiner erahnen können, dass diese Reise beinahe Homer blass aussehen lassen würde. 12 Stunden Busfahrt später bezogen wir unsere Schiffskabinen auf der „Pride of Rotterdam“. Die kommende Nacht auf der Fähre hielt von Titanic- Déjà-vus über sanftes „in den Schlaf geschaukelt werden“ bis hin zu äußersten Formen der Übelkeit wirklich alles bereit. Umso erleichterter waren wir, als unsere Füße am nächsten Morgen den englischen Boden berührten.
Mit gemäßigter Freude sahen wir jedoch schon unserer nächsten Fährfahrt entgegen, die uns direkt nach einer England-Schnelldurchreise in Holyhead erwartete. Dort angekommen, beschränkten sich die Gesprächsthemen auf die Rippchen, die in Dublin auf Frau Geus warteten, und Reisetabletten für den Rest. Unsere mentale Verfassung hätte, geprägt von Schlafmangel, Seekrankheit und dem unermüdlichen Freytagschen Spieltrieb, wohl kaum besser sein können. Kein Wunder, dass die Situation eskalierte, als der benachbarte Rentnerbus vor uns auf die Fähre fahren durfte. Die feindselige Anspannung legte sich allerdings sogleich wieder, denn „diese Rentner haben ja sowieso nicht mehr so viel Zeit“(Wolfram). Gegen Abend war dann endlich Land in Sicht, unsere Ankunft in Dublin stand kurz bevor.
Was wäre eine Abifahrt ohne Alkohol? Das dachten sich auch unsere Lehrer. Unseren ersten Tag in Dublin eröffneten wir daher mit einer Tour durch das Guinness-Museum, das sich gleich neben der Brauerei mitten in der irischen Hauptstadt befindet. Kosten durften wir die Spezialität leider nicht, denn was wäre schon eine Abifahrt ohne Alkoholverbot? Im Anschluss Stand das Dublin Castle auf dem Programm. Zu unserer Überraschung entdeckten wir hier ein Portrait von Prinz Albert. Da soll nochmal einer sagen, Coburg sei ein Dorf. Für den restlichen Nachmittag erkundeten wir Dublin via Hop-on-hop-off-Tour auf eigene Faust.
Am nächsten Morgen setzte sich die „Merkel“ wieder in Bewegung, denn Glendalough – das Tal der zwei Seen erwartete uns schon. Kurz nach dem entspannenden Fußmarsch durch die Natur, besuchten wir die kleine Mittelalterstadt Kilkenny. Den Abend ließen wir musikalisch in unserem Hostel in Cork ausklingen, was dem einen oder anderen Lehrer ein paar Tränen in die Augen trieb.
„The Cliffs of Moher“ – Drehort vieler bekannter Filme und für uns das gesteckte Highlight der Irlandreise. Zu jedem guten Film gehören vor allem Spannung und eine unerwartete Wendung. In unserem Fall blieb unser Besuch dank des Nebels ein ziemlicher Cliffhanger. Gesehen haben wir zwar nichts, aber Spaß hatten wir trotzdem.
Die Meerliebhaber kamen an diesem Tag dennoch auf ihre Kosten. „The Bishops Quarter Beach“ war der nächste Stop für unsere „Merkel“. Besonders die Lehrer entpuppten sich hier als unerschrockene Wasserratten. Wasserwaten am irischen Strand konnten einige von uns von ihrer Bucketlist streichen. Vollkommen durchnässt, aber sehr glücklich bezogen wir das Hostel in Galway. An diesem Abend hatten es die Gourmet-Köche Dehler und Freytag auf ihren fünften Michelin Stern abgesehen. Natürlich standen wir zuverlässig als Küchencrew zur Verfügung. Schon allein für den Einsatz hätten sie ihren Stern verdient, aber geschmeckt hat es natürlich auch.
Unser letzter Tag auf der grünen Insel führte uns zurück in die Hauptstadt. Die Dublinia, ein historisches Museum und die nächtliche Geistertour hatten wir uns für den Schluss aufgespart. Dann hieß es auch schon wieder Abschied nehmen, denn der Heimweg war lang.
Vier Länder, fünf Tage Fahrtzeit, 4300 Kilometer und vermutlich 1.500 Runden Witches – unsere erste große Abyssee haben wir überstanden, jetzt kommt der wahre Ernst des Lebens. Vielen Dank an die Lehrer, die uns begleitet haben, sowie auch an das irische Wetter, das uns eine fast durchgehend sonnige Abifahrt ermöglicht hat.

Enni Bieling

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