Vortrag beleuchtet Antisemitismus in Coburg: Ein historischer und aktueller Überblick
Im Gymnasium Albertinum fand am 23. Januar ein aufschlussreicher Vortrag zum Thema Antisemitismus statt, an dem neben den Schülerinnen und Schülern der neunten Klassen auch weitere Schüler, Eltern und Lehrkräfte teilnahmen. Organisiert von OStRin Heilgenthal-Habel, bot die Veranstaltung tiefgreifende Einblicke in ein Thema, das, wie Schulleiter OStD Martin Kleiner in seiner Begrüßung betonte, „leider wieder greifbar geworden ist“.
Professor Dr. Günter Dippold, Bezirksheimatpfleger von Oberfranken und Experte für die jüdische Geschichte Frankens, führte durch den Abend. Passend zum Zitat von Jean-Paul Sartre, „Existierte der Jude nicht, der Antisemit würde ihn erfinden“, setzte er den Ton für einen Abend voller historischer und aktueller Reflexionen.
Dippold legte einen besonderen Fokus auf die Definitionen von Antisemitismus und Antijudaismus und zeichnete ein detailliertes Bild der verschiedenen Formen von Antisemitismus von der religiös motivierten mittelalterlichen Judenfeindlichkeit bis hin zum modernen rassistisch geprägten Antisemitismus. Er illustrierte dies mit Beispielen regionaler Ereignisse wie dem Rintfleisch-Pogrom von 1298 in Franken, den Hep-Hep-Krawallen, die 1819 in Würzburg begannen und dem Pogrom in Autenhausen vor genau 100 Jahren. Ein besonderes Augenmerk legte er dabei auf die verschiedenartigen Verleumdungen gegen Juden, die im Mittelalter begannen und sich bis in die Gegenwart fortsetzen.
Die Ausführungen Dippolds zum 19. Jahrhundert, insbesondere zum aufkommenden Nationalismus und der Rolle jüdischer Bürger im Ersten Weltkrieg, boten den Zuhörern einen umfassenden historischen Kontext. Zudem ging er auf den Rassenantisemitismus der Nationalsozialisten ein und legte einen besonderen Fokus auf die Hetze von Julius Streicher und dessen Zeitschrift „Der Stürmer“ in Franken. Die Vernichtung der fränkischen Juden im Holocaust wurde durch die Darstellung von regionalen Einzelschicksalen besonders greifbar.
Professor Dippold schlug gekonnt den Bogen zur Gegenwart. Er stellte fest, dass „Rassisten immer Feiglinge sind“ und appellierte an das Publikum, nicht zuzulassen, dass Menschen zu Fremden gemacht und ausgegrenzt werden. Sein Aufruf, sich gegen das Schweigen zu stellen, unterstrich die Wichtigkeit von Bildung und Aufklärung im Kampf gegen Antisemitismus.
Die Veranstaltung war ein deutliches Zeichen dafür, dass die Auseinandersetzung mit Antisemitismus – sowohl in historischer als auch in aktueller Perspektive – von essenzieller Bedeutung für die heutige Gesellschaft ist.
OStRin Heilgenthal-Habel