Paris – Unser Reisetagebuch
Am Montag, den 19.Juni 2023, trafen sich alle Französischschüler und -schülerinnen des Albertinums um 06:30 in aller Früh am Coburger Bahnhof. Endlich war es soweit, unsere Fahrt nach Paris begann!
Von Coburg über Nürnberg und Frankfurt kamen wir pünktlich um kurz vor 17:00 am Gare de l’Est in Paris an, leider zur Rushhour. Unsere erste Begegnung mit der Métro in der Großstadt war bereits eine Herausforderung und ließ unseren Stresspegel kurzfristig in die Höhe schnellen. Nachdem das erste Drehkreuz samt Koffern von allen überwunden wurde, wir alle in die richtige Métro ein, -um und ausgestiegen waren, unsere Koffer auf dem Weg mehrere Treppen in der alten Pariser U-Bahn rauf- und runtergetragen hatten, kamen wir zwar erschöpft, aber glücklich, am Meininger Hotel an der Porte de Vincennes an. Nach dem Einchecken und dem Zimmerbezug strömten wir zum Abendessen und Einkaufen ins Viertel Vincennes im 12. Pariser Arrondissement, einem entspannten Viertel mit vielen Cafés, Restaurants, Supermärkten etc, unweit vom Bois de Vincennes aus. Zurück im Hotel fielen wir nach dem anstrengenden Anreisetag alle müde ins Bett, waren aber dennoch gespannt auf den nächsten Tag, an dem es ins Pariser Zentrum gehen sollte.
Als erstes standen die „Catacombes“, die Pariser Katakomben auf dem Programm und damit eine Zeitreise in die Pariser Vergangenheit. Seit Ende des 18. Jahrhunderts wurden die ehemaligen unterirdischen Steinbrüche aus dem 15. Jahrhundert als Beinhäuser und Grabkammern von Millionen von Parisern genutzt. Die Pariser Friedhöfe waren überfüllt und boten nicht mehr genug Platz, um die Toten zu bestatten. Um zudem der Gefahr von Seuchenausbreitungen zu entgehen, wurden die Gebeine der Toten in das unterirdische Labyrinth umgebettet und sind seit Anfang des 19. Jahrhunderts für die Öffentlichkeit zugänglich. In einer audiogeführten Tour konnten wir das Gewirr aus Gängen, in denen Schädel, Gebeine und Inschriften, die anzeigten von welchem Pariser Friedhof die Knochen stammten, bestaunen und uns ein wenig gruseln.
Anschließend ging es nach einer kurzen Pause im Jardin du Luxembourg zurück zum „Hôtel de Ville“, dem Pariser Rathaus, von wo aus uns eine Stadtführung durch das Quartier Latin erwartete. Besonders interessant fanden wir die grünen Pariser Jugendstilbrunnen, auch „Wallace“ Brunnen genannt, da sie der Engländer Richard Wallace gegen Ende des 19. Jahrhunderts den Parisern schenkte. Wallace wollte seiner Lieblingsstadt etwas Gutes tun. Viele Pariser tranken zur damaligen Zeit eher Wein als das verschmutzte Pariser Wasser, was häufig zu Alkoholismus führte. Dem wollte Wallace mit den Trinkbrunnen entgegenwirken. So findet man noch heute überall in Paris die „Wallace“ Brunnen, an denen man frisches, gefiltertes Trinkwasser bekommt, was für viele von uns ein Segen war, da wir angesichts der warmen Temperaturen ständig unsere Wasserflaschen nachfüllen mussten.
Den Abend ließen wir auf der Dachterasse des Luxuskaufhauses Printemps mit Blick auf den Eiffelturmund anschließend auf den Stufen der „Opéra Garnier“, der alten Pariser Oper, ausklingen. Begeistert tanzten viele von uns vor der Oper zur Musik eines Straßenmusikers, der zuvor zwei von unseren Schülern sein Mikrofon für einen Vortrag über die alte Oper überlassen hatte! „Quelle journée!“ – Was für ein ereignisreicher Tag! – Glücklich, aber auch ganz schön erschöpft kehrten wir an diesem Abend ins Hotel zurück.
Voller Vorfreude auf die heutigen Erlebnisse starteten wir am Mittwochmorgen in den Tag. Nach dem Frühstück im Hotel und einem Zwischenstopp bei einer Boulangerie ging es für uns mit der Metro in Richtung Eiffelturm.
Angekommen stieg die Freude bereits, als wir den riesigen Turm hinter Wohngebäuden herauspitzen sahen. Zunächst durften die ersten beiden Gruppen den Eiffelturm bis zur 2. Etage erklimmen, während die anderen die Stadt rundherum erkundeten. Der Ausblick war in der Tat „très magnifique“ wie der Reiseführer versprochen hatte. Nachdem alle genug Fotos gemacht hatten, ging es weiter zum Musée du Louvre, wo die Gruppen nach einigen Umwegen wieder zueinander gefunden haben. Im Louvre durften wir nun selbstständig die berühmtesten Kunstwerke betrachten, wie die Sabinerinnen von Jacques-Louis David , die Venus von Milo und die Mona Lisa von Leonardo da Vinci natürlich, die auf Französisch übrigens „la Joconde“ heißt. Nach einer kurzen Pause ging es für uns auf einen Spaziergang, während die andere Gruppe in der Zeit den Eiffelturm bis zur Spitze hinauf besichtigte. Wir liefen zuerst über den Place de la Concorde, zum Palais de l’Elysée, entlang der Avenue des Champs-Elysées an Designerläden aller Art vorbei zum Arc de Triomphe. Nach einer Stärkung ging es für uns zum Abschluss des Tages auf eine Bootsfahrt über die Seine mit den „bateaux mouches“. Wir sahen viele der sehenswertesten Denkmale und Gebäude der Stadt der Liebe nun von der Seine aus. Gerade an diesem Abend war die Atmosphäre in Paris noch magischer, die „fête de la musique“ verwandelte die Stadt in eine Hommage an die Musik, voller Tanz und Lebensfreude. Noch einmal ist bewiesen worden, wie schön Paris zu jeder Zeit des Jahres ist.
Müde aber glücklich kamen wir an diesem Abend zurück im Hotel an, mit Erinnerungen, die wir sicherlich lange nicht vergessen werden…
Am nächsten Morgen liefen wir auf unserem gewohnten Weg zur Metrostation „Porte de Vincennes“. Zum ersten Mal auf unserer Reise regnete es in Paris, ausgerechnet an dem Tag an dem das wunderschöne Künstlerviertel Montmartre auf dem Plan stand. Doch das Wetter hielt uns nicht ab, wir nahmen die Metro- wobei ausnahmsweise niemand verloren ging- und kamen wenig später im 18. Bezirk an. Nach einem kurzen Gang durch die kleinen Straßen, erblickten wir schon die „Basilica Sacré-Cœur“, die trotz grauer Wolken in ihrem weißen Glanz erstrahlte. Lange konnten wir dort allerdings nicht verweilen, denn kurze Zeit später besuchten wir das „Musée de Montmartre“, nur wenige Schritte vom berühmten „Place du Tertre“ entfernt, im ältesten Bauwerk der „Butte“ – wie der Hügel von Montmartre gemeinhin genannt wird – aus dem 17. Jahrhundert. Das kleine Museum umfasst das sehr schöne Café „Renoir“ und die drei Renoir Gärten, mit einem außergewöhnlichen Blick über den Weinberg „Clos Montmartre“ und den Pariser Norden. Das Museum beherbergt eine einzigartige Sammlung an Malereien, Plakaten und Zeichnungen von Künstlern des Montmartre wie z.B. Toulouse Lautrec, Mondigliani und Utrillo. Im Museum erfuhren wir in einer französisch-, und englischsprachigen Führung viel Interessantes über die Geschichte der „Butte“, das künstlerische Treiben seiner Ateliers, und die Atmosphäre seiner berühmten Cabarets. Das Museum beinhaltet nicht nur die Werke der Künstler:innen, sondern auch das Atelier von Suzanne Valadon sowie ihre Wohnung. Zudem hatten wir die Gelegenheit eine Wechselausstellung zum Surrealismus zu besuchen, „Le surréalisme au féminin“, die Werke surrealistischer Künstlerinnen zeigt, die im Vergleich zu den männlichen Künstlern des Surrealismus nur selten bekannt sind und in Museen weit weniger verteten sind. Wir sahen Werke von Künstlerinnen, die sich auf humorvolle und aussdrucksstarke Weise mit der gesellschaftlichen Stellung der Frau und ihrer Befreiung aus einem patriarchalen Weltbild beschäftigten. Eine der bekannteren Vertreterinnen dürften Lee Miller und Dora Maar gewesen sein. Nach rund zwei Stunden war die Führung vorbei und es wurde Zeit für eine kleine Mittagspause. Unser Zeitplan war straff aber wir bekamen dennoch eine 45 Minuten Pause, in der wir uns das Viertel anschauen oder etwas essen gehen konnten. Dabei kann ich auf jeden Fall nicht leugnen, dass sowohl das traditionell französische als auch das eher internationale Essen unglaublich lecker war. Schließlich fanden wir alle wieder zueinander und kamen trotz Verzögerung pünktlich an unserem nächsten Ziel an, der „Grande Halle de la Villette“, wo unsere Bootsfahrt auf dem Canal St. Martin begann. Ein Sprecher versorgte uns sowohl auf französisch als auch auf englisch mit Informationen über den Kanal, die Umgebung und die Stadt. Aber auf Grund unseres anstrengenden Mittwochs waren wir alle ziemlich müde und nutzten die ruhigen Stunden, um uns ein wenig auszuruhen und erneut Kraft zu tanken.
Voller Energie ging es für uns danach wieder in die Innenstadt von Paris, denn den restlichen Nachmittag bis in den frühen Abend bekamen wir Freizeit und durften frei die Innenstadt erkunden. An den teuren Geschäften am «Place de l‘école» wie Louis Vuitton und Cartier sind wir zielstrebig vorbeigelaufen, denn die «Rue de Rivoli», eine der bekanntesten Einkaufsstraßen in Paris, war definitiv mehr unser Gebiet. Dort verbrachten wir den Nachmittag in Geschäften und Restaurants. Als der Sonnenuntergang immer näher rückte und wir wieder in der Gruppe versammelt waren, machten wir uns auf den Weg zum Seine-Ufer, um den Eiffelturm funkeln zu sehen. Nach einer erneuten aufregenden U-Bahnfahrt sahen wir endlich nochmal den Eiffelturm, diesmal mit tief stehender Sonne, die die Sehenswürdigkeit anstrahlte. Wie schon am Tag zuvor bemerkten wir auf unserem Weg rundherum die vielen Verkäufer, die Souvenirs des Eiffelturms und anderer Wahrzeichen von Paris verkauften. Eein paar von uns nutzen das Angebot sogar, um Erinnerungsstücke für Freunde und Familie zu kaufen. Aber nicht nur das war zu sehen, besonders lustig fanden wir das „dîner en blanc“, Dinner in Weiß, einer geschlossenen Gesellschaft am Ufer der Seine, die aussah wie die Versammlung eines Kults. Schließlich entfernten wir uns wieder ein wenig vom «Tour Eiffel», überquerten die Seine und liefen hoch zur Aussichtsplattform des „Trocadéro“ direkt gegenüber des Eiffelturms. Kaum waren wir dort, hatten wir einen wunderschönen Ausblick auf den Eiffelturm, holten unsere Handys raus und knipsten eine Menge Fotos. Mit der Zeit ging die Sonne immer weiter unter und der Eiffelturm erstrahlte in wunderschönem Licht, bis er schließlich das Funkeln anfing. Es war wirklich magisch Paris so zu sehen, Momente, die wir alle genossen, die perfekte Art unseren letzten vollständigen Tag abzuschließen. Nachdem es aber allmählich später wurde und wir immer noch erstaunt auf den Stufen des «Trocadéro» saßen, wurden wir müde und beschlossen mit der Métro zurück zu unserer Unterkunft zu fahren. Nichtsahnend suchten wir die nächstgelegene Station auf und erlebten den größten Ansturm, den wir je in einer Pariser U-Bahn Station gesehen hatten. Es schien als ob jeder die gleiche Linie wie wir nehmen wollte und wir mussten uns fast schon zu den Ticket Schaltern durchboxen, bis es schließlich alle schafften. Der Rest des Abends lief ziemlich entspanntab. Wir waren zwar erschöpft, verarbeiteten noch auf dem Rückweg zum Hotel die vielen Eindrücke eines Tages mit wundervollem Ausklang, und fielen bald daraufhin in unsere Betten.
Am nächsten Morgen hieß es dann Adieu sagen. Nach einem letzten Frühstück im Hotel, dem Aufräumen der Zimmer und dem Verstauen der Koffer, hatten wir noch den Vormittag Zeit für einen Ausflug zum „Château de Vincennes“ und dem „Quartier de Vincennes“. Das „Château de Vincennes“ist eine beeindruckende Festungsanlage mit einem weiten Innenhof und vor allem einer eindrucksvollen Kirche. Noch eindrucksvoller als all die Ornamente außen war der in warmem Rot leuchtende Baum aus Handarbeit, der im Inneren „emporwuchs“. Nach einem kurzen Aufenthalt auf der Schlossanlage, hatten wir noch Zeit Besorgungen für das Mittagessen und die Heimfahrt zu machen. Ein letztes Mal traten wir die Fahrt mit der Pariser Métro an, wobei tatsächlich ausnahmsweise keine:r verloren ging– und sagten am Bahnhof „Au revoir Paris“, „ville vivante et magnifique“, quirlige und wunderbare Stadt, die wir in einer Woche kennen- , und schätzen gelernt haben. Unsere Rückfahrt von Paris über Karlsruhe nach Coburg verlief wie die Hinfahrt problemlos und so kamen wir gegen 22:00 Uhr abends wieder am Coburger Bahnhof an, mit vielen Eindrücken im Gepäck und um viele wundervolle Erlebnisse und Erfahrungen reicher. Wir waren tatsächlich irritiert nur so wenige Menschen am Bahnhof zu sehen, „déjà une semaine dans une grande ville comme Paris nous avait changé, incroyable!“
Merci Paris, tu es merveilleuse!
Zeichnung Tour Eiffel Karla Dietrich
Paris, pour nous, c‘est…