„We are the lucky ones“
„Wir sind die Glücklichen“, das sagte der Nachfahre des Coburger Augenarztes Dr. Reinhold Alkan, als er mit seiner Familie nach Coburg zur Stolpersteinverlegung am 24. November 2022 in die Lossaustraße 5, wo seine Vorfahren gewohnt hatten, gekommen war.
Dr. Jonathan Isserlin ist in England geboren und lebt heute in Kanada und Israel. Dass seine Vorfahren mütterlicherseits aus Coburg kamen, erfuhr er durch die Recherchen von Gaby Schuller, die ihn kontaktierte.
Auch für die Familie Plessner wurden Stolpersteine verlegt. Die Eltern Alfred und Margarethe Plessner starben 1941 im Konzentrationslager Riga, die beiden Söhne Horst und Wolfgang überlebten den Holocaust durch Flucht in die USA. Es war ihnen trotz aller Bemühungen nicht gelungen, die Eltern aus Deutschland zu retten.
An dieses dramatische Familienschicksal der Plessners erinnerten Isabel Turschner und Nora Trommer aus der Q12 bei der Stolpersteinverlegung in der Mohrenstraße 9b. Beide hatten zusammen mit sechs weiteren Schüler*innen an einem Interviewprojekt mit Nachkommen jüdischer Coburger teilgenommen, aus dem für uns alle ein Herzensprojekt wurde, weil der Kontakt mit den Nachkommen so offen, freundlich und herzlich war und ist. Insofern war es eine besondere Ehre für die beiden Schülerinnen, die Erinnerungsrede bei der Stolpersteinverlegung durch den Künstler Gunter Demnig für die Familienmitglieder ihrer Interviewpartner halten zu können.
Weil auch Dr. Jonathan Isserlin dieses Interviewprojekts kennt (die einzelnen Interviews sind auf der Homepage der Stadt Coburg unter „Digitales Stadtgedächtnis“ zu finden) und gute Kontakte zu Gaby Schuller pflegt, folgte er einer Einladung unserer Schule zu einem kleinen Imbiss nach der Verlegung der Stolpersteine, zu dem auch alle Schüler*innen des Interviewprojektes eingeladen waren.
Auch hier zeigte sich wieder, wie bereichernd der zwischenmenschliche Kontakt mit den Nachfahren ist, denn es war ein sehr interessanter, von intensiven Gesprächen und persönlichem Kontakt geprägter Vormittag in den Räumen des Albertinums, der eine absolute Ausnahme im Schulalltag darstellte und den wir alle nie vergessen werden.
Gaby Schuller, Isolde Heilgenthal-Habel