Kunst
Innerhalb des musischen Fächerkanons erhält auch das Fach Kunst eine besondere Bedeutung. Über alle Jahrgangsstufen bietet die musische Ausrichtung mit den zwei Wochenstunden – insbesondere in der Mittelstufe – eine Vertiefungsmöglichkeit in Praxis und Theorie; der Lehrplan ist für diese Klassen entsprechend erweitert. Seminar- und Kurssysteme der Oberstufe gleichen jedoch allen anderen gymnasialen Zweigen.
Angesichts der neuen Medien, die mit einer Flut von Bildern aufwarten, muss der Kunsterziehung eine umso wichtigere Rolle beigemessen werden. Neben der Auseinandersetzung mit ästhetischen Phänomenen, fördert sie die Medienkompetenz durch kritische Betrachtung von Medienlandschaften und verschafft Einsicht in Mechanismen der Beeinflusssung durch Medien. In Zeiten von Fake News, gibt es auch genügend Beispiele für Bilder, die lügen.
Die Auseinandersetzung mit Kulturen und Werken einzelner Künstler aus verschiedenen Epochen trägt nicht nur zur Allgemeinbildung bei, sondern führt zu einem vertieften Verständnis für unterschiedliche bildnerische Medien und Weltbilder.
Die Schüler lernen nicht nur den Umgang mit visuellen Eindrücken, sondern auch die Produktion von Bildwelten. Neben dem Erlernen handwerklicher und werktechnischer Methoden fördert dieses Fach Disziplin und Ausdauer im Verfolgen von Zielen, gleichzeitig schafft es Raum für ein offenes Experimentierfeld ohne Angst vor Fehlern, wo erworbenes Wissen erprobt und der eigenen Phantasie freien Lauf gelassen werden kann. Zudem werden sinnliche Eindrücke durch Sprache ausgedrückt: Diese fächerübergreifende Fähigkeit fördert das Vermögen nicht nur eigene Gestaltungsprozesse zu reflektieren, sondern auch Kunstwerke verschiedener Stilrichtungen zu analysieren und zu interpretieren.
Diese vielfältigen Aufgaben dienen der Persönlichkeitsentwicklung und sollen dem Schüler durch ein bewusstes „Zeichen-Setzen“ befähigen, in einen Dialog mit der Umwelt zu treten.
Denn nur ein mündiger Bürger begreift die Welt als ein komplexes Gefüge, das nicht einfache und wenige Antworten bereitstellt. Im Gegenteil – um hier meine Deutschlehrerin zu zitieren: „Wenn ihr das Gymnasium verlasst und nach dem Abitur mehr Fragen als vorher habt, habe ich meinen Job gut gemacht.“ Darin drückt sie mit einfachen Worten einen umfassenden Bildungsgedanken aus, der u.a. die Neugier als ein lebenslanges Infragestellen von eindeutigen Vereinfachungen und somit auch den fragwürdigen Begriff der „Normalität“ als wichtig erachtet.
Kunst braucht das Unnormale.
Oder um es mit Vincent van Goghs Worten auszudrücken: „Die Normalität ist eine gepflasterte Straße, man kann gut darauf gehen, doch es wachsen keine Blumen auf ihr.“
OStRin Eismann