„Und der Autor ist mir der liebste, in dem ich meine Welt wiederfinde, bei dem es zugeht wie um mich, und dessen Geschichte mir doch so interessant und herzlich wird als mein eigen häuslich Leben […]“, stellt Lotte – die Auserwählte des jungen Rechtspraktikanten Werther – fest, in die sich dieser nach einer Begegnung Hals über Kopf verliebt.
In der Reithalle verfolgen die Schülerinnen und Schüler der 11. Klassen am Donnerstagabend den in ein Bühnenstück umfunktionierten Briefroman von Goethe, in den auch sie sich hineinversetzen und gegebenenfalls ein Stück von sich wiederfinden können. Was so hoffnungsvoll, fröhlich und vergnügt beginnt, entwickelt sich für den jungen Werther zu einer quälenden Leidenschaft, denn seine Angebetete ist mit dem Kontrahenten Albert „so gut als verlobt“. Der Dreieckskonflikt ist perfekt und Eifersucht, Enttäuschung sowie unerwiderte Liebe werden für die Zuschauer auf die Bühne gebracht. Sanfte Musikstücke, die mit popsongartigen Texten versehen sind, untermalen „die Leiden des jungen Werther“, machen das Stück für das Publikum zugänglich und emotional greifbar.
Werther leidet an der gesellschaftlichen Ordnung, am Leben mit seinen erstarrten Konventionen und Normen, aber vor allem an der unerfüllten Liebe zu Lotte. Wo der Protagonist nach Unendlichkeit strebt, scheitert er an der Wirklichkeit. „Wie töricht, andere nach sich zu berechnen“, stellt Werther resigniert fest und erkennt, dass er selbst den Umständen seines Seins nicht standhalten kann.
Goethes Werk bietet für den Deutschunterricht wichtige Anknüpfungspunkte, wenn es um den Literaturunterricht und die Zuordnung zur Epoche des Sturm und Drang geht. Viel gewinnbringender erscheint allerdings Tatsache, dass die Schülerinnen und Schüler die vielschichtige Werther-Figur kennengelernt haben, die in ihrer Anlage wohl nie an Aktualität verliert.
StRin Lena Rölz